Masken werden zum neuen kulturellen und sozialen Standard. Derweil steigt die Zahl der Menschen, die nach einer Corona-Infektion genesen sind.
Jetzt also Maskenpflicht für alle – zumindest im öffentlichen Personenverkehr, in Behörden und Geschäften. Nicht, um uns selbst vor dem Corona-Virus zu schützen, das funktioniert mit „Alltagsmasken“ nicht. Vielmehr geht es darum, die Anderen vor uns zu schützen, weil wir potenzielle Virenschleudern sind.
Bislang haben für den Fremd- und Selbstschutz im Alltag Abstands- und Hygieneregeln ausgereicht. Bis gestern konnten wir unsere Brötchen noch ohne Mund- und Nasenschutz einkaufen, heute nur noch mit. Gestern schenkten uns die Verkäuferinnen noch ein freundliches Lächeln, heute begegnen sie uns vermummt. Im selben Geschäft und unter denselben Gegebenheiten.
Was gestern noch reichte, reicht heute nicht mehr. Und wer den staatlich verordneten Maskenzwang missachtet, muss (künftig) mit einem Bußgeld rechnen.
Eigentlich wollte die niedersächsische Landesregierung keine Maskenpflicht. Aber nachdem nicht nur andere Bundesländer, sondern auch die Städte Wolfsburg und Braunschweig die Maske zur Pflicht gemacht hatten, blieb der Landesregierung nichts anderes mehr übrig, als nachzuziehen – um der Einheitlichkeit willen. Innere Überzeugung sieht anders aus.
Aber anscheinend folgt die Landesregierung einem gesellschaftlichen Trend, denn die Mehrheit der Bevölkerung findet Masken gut. Viele gehen davon aus, dass „Alltagsmasken“ vor einer Infektion mit Covid-19 schützen. Und manche machen sogar drollige Aktionen daraus, selber aus alten Schlüpfern Masken zu basteln. Während die Medien das Maskentragen als Zeichen des Zusammenhaltens promoten.
Gesicht zeigen war gestern. Die Maske ist auf dem Weg, zum neuen kulturellen und sozialen Standard zu werden. Bald gibt es sie in den Farben und mit Logoaufdrucken von Städten und Vereinen oder mit sonstigen identitätsstiftenden Symbolen. Vermutlich völlig unabhängig davon, wie sich die Corona-Infektion bei uns entwickelt.
Denn Gott sei Dank haben wir es ja mit den Abstands- und Hygieneregeln bisher geschafft, die Verbreitung von Covid-19 unter Kontrolle zu halten. Mittlerweile sind zwei Drittel der Erkrankten wieder genesen, und die Welle der mit Corona infizierten Krankenhauspatienten ist ausgeblieben. Die Krankenhäuser können sich wieder stärker um die anderen Kranken kümmern – auch um Kurzarbeit zu vermeiden.
Beispiel Braunschweig: Am 25. April waren hier noch 70 Erkrankte registriert, 216 Personen sind mittlerweile genesen. Die Zahl der Neuinfektionen tendiert gegen Null. 10 Personen zwischen 62 und 90 Jahren sind bisher im Zusammenhang mit dem Corona-Virus gestorben. Und 16 Infizierte werden noch in Braunschweiger Krankenhäusern behandelt.
Natürlich ist jeder Tote einer zuviel. Angesichts der Bedrohung aber ist das insgesamt eine Mut machende, positive und erfreuliche Zwischenbilanz. Sie zeigt, dass wir uns anscheinend auch ohne Maskenpflicht beim Brötchenkaufen als verantwortungsbewusste Bürgerinnen und Bürger verhalten haben.
Michael Strauss